Chronische Herzschwäche ist häufig.
In Deutschland leben bis zu 4 Millionen Menschen mit chronischer Herzschwäche/Herzinsuffizienz (HI). Sie ist somit der häufigste Grund für Krankenhauseinweisungen. Bis zu 465.000 Patienten werden pro Jahr im Krankenhaus behandelt. Fast 40.000 Menschen sterben jährlich an Herzschwäche
Herzinsuffizienz Definition:
Es ist eine Herzfunktionsstörung, die dazu führt, dass das Herz den Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgen kann. Klinisch führt HI zu einem Syndrom, welches zu Luftnot, Leistungseinschränkung und Wassereinlagerungen führt. Es gibt eine systolische und diastolische HI.
Wie zeigt sich chronische Herzschwäche?
Herzinsuffizienz beginnt schleichend meist mit Atemnot bei Belastung und Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit (Treppensteigen, Bergangehen), dann kommt es zu Wassereinlagerung an Knöcheln und Unterschenkeln.
Formen der Herzschwäche:
Systolische Herzschwäche (Pumpschwäche/-versagen des Herzens): (HFrEF – reduzierte linksventrikuläre Ejektionsfraktion)
Diastolische Herzschwäche (Füllungsversagen des Herzens/Störung der Ansaugfunktion des Herzens): (HFpEF – erhaltene linksventrikuläre Ejektionsfraktion)
Ursachen und Prognose der Herzinsuffizienz:
Häufigste Ursache: Koronare Herzkrankheit (KHK), Bluthochdruck >66% , Kardiomyopathie, Herzklappenerkrankungen.
Andere Ursachen: Myokarditis, Alkohol, Chemotherapie, Speicherkrankheiten.
Prognose: 5-Jahres-Mortalität vor 1990: 60-70%, aktuell: ungefähr 50%
Therapie der Herzinsuffizienz:
Therapieziel: Reduktion der Symptome, Verbesserung der Lebensqualität und zuletzt Verhinderung eines vorzeitigen Todes.
Wichtigster Therapieleitsatz: Therapie der Grunderkrankung: z.B. gute Bluthochdruck- und Diabeteseinstellung, bei KHK: Diagnosestellung, entsprechende Therapie, Behandlung der Herzklappenerkrankung.
Eckpfeiler der Therapie ist sowohl die medikamentöse Therapie als auch die Lebensstilveränderung (körperliches Training und andere siehe unten)
Prognoseverbessernd sind:
Betablocker, ACE-Hemmer/AT1 Rezeptorenblocker, Aldosteronantagonisten Sacubitril/Valsartan, die Therapie der Grunderkrankung, Gerätetherapie und Sporttherapie.
Training bei Herzinsuffizienz ist Therapie.
Dosiertes Ausdauertraining und Krafttraining steigert einerseits die Leistungsfähigkeit und verringert andererseits die Zahl der Krankenhauseinweisungen und senkt somit schließlich die Sterblichkeit.
Bewegung als Therapie: aber wie?
- Zuerst die Belastbarkeit beim Kardiologen testen lassen, Trainingspuls bestimmen lassen
- Training unter ärztlicher Aufsicht und unter Anleitung geschulter Sporttherapeuten in Herzgruppen des LVPR
- Steuerung der Trainingsintensität durch Pulskontrollen
- Angepasstes Krafttraining, mit beispielsweise Kleingeräten oder Krafttrainingsgeräten
- Ausdauerbelastungen, z.B. Spazierengehen, Radfahren, Ergometer, Wandern, Walken
- Empfohlen: Kraft – und Ausdauertraining 3,5 Std. pro Woche
- Dementsprechend konsequent durchgeführt in 2-3 Portionen pro Woche mit 70% (50-70%) der peak VO2
- Es besteht eine Dosis-Wirkungsbeziehung: schon 3-7 MET (z.B. 100 Min zügiges Gehen) pro Woche helfen, mehr bringt mehr.
- Was kann dadurch erreicht werden? Verbesserung der Herzfunktion, Symptomatik, Lebensqualität, auch Prognoseverbesserung.
- Training ist sicher (Ausdauer- und Krafttraining) Kontraindikation bei entzündlichen Herzerkrankungen und Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie.
- Problem ist kurz gesagt das konsequente Dabeibleiben: leider nur 30%
Möglichkeiten im Alltag:
- Ausgewogene Ernährung, Mittelmeerkost (viel Gemüse, weniger Fleisch)
- Wenig Salz
- Körpergewicht halten, Übergewicht erhöht das Risiko für Herzinsuffizienz dementsprechend
- Kein Alkohol
- Flüssigkeitszufuhr: 1,5l pro Tag
- Reisen: Individuell mit dem Kardiologen absprechen: z.B. Höhe, Zeitverschiebung, feuchtheißes Klima, medizinische Versorgung am Zielort, Flugreisen müssen berücksichtigt werden
- Sexualität: bei guter Belastbarkeit (2 Stockwerke) ist Sex möglich und auch Medikation gegen erektile Dysfunktion (Cave Nitro!)
- Wechselwirkungen zwischen Herz und Psyche: Herzschwäche kann zu Depressionen führen und Depressionen zur Herzkrankheit/Herzschwäche.
Zusammenfassung Herzinsuffizienz:
- Herzinsuffizienz bedeutet: Unfähigkeit des Herzens den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen
- Ursachen sind vielfältig, sollten aber diagnostiziert werden
- Zuerst Therapie der Grunderkrankung
- Prognose und Lebensqualität kann verbessert werden
- Medikamentöse Therapie und Lebensstiländerung sind Eckpfeiler der Therapie
- Körperliches Training (Ausdauer- und Krafttraining) verbessert die Prognose und die Lebensqualität
- Wichtig: Vernetzung, Teilnahme an Herzgruppe oder Selbsthilfegruppe
- Compliance/Therapietreue sind wichtig!
Ein Formular zur Teilnahmebestätigung an der Herzinsuffizienzgruppe finden Sie bei den Downloads.